[ Text: V. S. – Literaturwissenschaftlerin ]
Das “Geschichten erzählen” und das “Vorlesen” gehören zu den ältesten Formen der Literatur. Lange bevor es Bücher gab, erzählten sich die Menschen Geschichten; und wie so viele andere Dinge erfahren auch mündliche Erzählformen gerade eine literarische Wiedergeburt – in Form von Hörbüchern und Hörspielen. Doch warum ist das eigentlich so? Was unterscheidet Hörbücher, Hörspiele und Lesungen voneinander und wo kann man sich mit ihnen eindecken?
Kopfhörer auf! Wie technische Veränderungen das Lese- bzw. Hörverhalten ändern
Was war zuerst da, das Hörbuch oder der Bluetooth Kopfhörer? Der Podcast oder Audible? Wie in vielen anderen Bereichen auch, sind es vor allem technische Errungenschaften, die neue Angebote hervorrufen. Das Angebot von Hörbüchern hängt ganz klar mit der Verbreitung von Smartphones und dem quasi unbeschränkten Zugang zum Internet zusammen. Hörbuch Anbieter wie Amazons Audible, BookBeat, Spotify und LibriVox erweitern ihr Angebot stetig und auch viele Büchereien überraschen mit eigenen Apps, über die man zu jeder Zeit und an jedem Ort seine liebsten Bücher weiterhören kann.
Selbstverständlich muss man nicht unbedingt ein Hörbuch-Abo abschließen, sondern kann sich zwischen 5 und 25 Euro auch einfach ein Hörbuch herunterladen (Thalia, Weltbild, Amazon und viele andere bieten diesen Dienst bereits an) oder eine CD erstehen. Doch der Trend zum Abo ist ganz klar erkennbar und immer mehr gratis Anbieter erobern den Markt.
Warum hören, warum nicht einfach lesen?
Zurückdatieren kann man erste Hörbücher übrigens auf das Jahr 1954, als in der Deutschen Blindenstudienanstalt in Marburg eine Blindenhörbücherei gegründete wurde. Der Vorteil gelesener Bücher ist hier gut erkenntlich, doch auch für uns Leser und Leserinnen haben Hörbücher ganz klare Vorteile: Man kann sie zu nahezu jederzeit konsumieren. Während dem Kochen, dem Radfahren, dem Staubsaugen, im Bus, im Zug, im Auto. Sie wiegen nichts (denn Mobiltelefon und Kopfhörer gehören heute quasi schon zum Standardrepertoire) und wenn man mal ein Abo abgeschlossen hat (um ca. 10 Euro im Monat), dann ist der Zugang zu neuem Hör-Material quasi uneingeschränkt. Der große Nachteil: Anders als bei klassisch gedruckten Büchern oder aber auch im E-Reader kann man in Hörbüchern keine Notizen hinterlassen. Ein weiterer Nachteil: Sollte einem die Stimme des Lesenden nicht gefallen, hat man leider Pech gehabt. Außerdem sollte man sich vorab mit der Terminologie vertraut machen, denn ein Hörbuch ist weit mehr, als nur ein vorgelesenes Buch.
Hörbuch, Hörspiel, Feature, Lesung – was ist was?
Die Bezeichnung “Hörbuch” dient quasi als Oberbegriff. Unter ihm subsumieren sich alle anderen Audio Angebote. Anbei ein kleiner Überblick über die gängigsten und wichtigsten Hörbuch Formate:
- Das Hörspiel kann man am ehesten als szenische Lesung beschreiben. Die einzelnen Figuren werden von unterschiedlichen Lesenden gesprochen und oft werden bei Hörspielen auch Geräusche (so genannte Soundkulissen) eingeflochten.
- Die Lesung kommt wohl am ehesten dem am nächsten, was man sich unter einem klassischen Hörbuch vorstellt. Ein Lesender (dabei kann es sich um den Autor handeln, muss es aber nicht) liest ein Werk vom Anfang bis zum Ende vor.
- Features kombinieren mehrere Hörformate und können am ehesten als Reportagen oder Hör-Dokumentationen mit Hörspiel-Charakter bezeichnet werden.
Und was ist nun besser? Selber lesen oder lesen lassen?
Diese Frage ist natürlich nicht leicht zu beantworten, denn es kommt immer auf die Situation an, in der man sich befindet. Ein gutes Buch in Händen zu halten, dabei die Füße hoch zu lagern und gegebenenfalls die eine oder andere Notiz zu machen, wird uns wohl auch in Zukunft noch begleiten, trotz Hörbuch-Angebot und E-Reader. Denn auch der hatte lange den Ruf, gedruckte Bücher früher oder später abzulösen – was bis heute noch nicht passiert ist. Vielleicht ist es der Charme des gedruckten Wortes, der Geruch der Druckerschwärze oder doch einfach nur die Möglichkeit, aus dem Vollen zu schöpfen und Bücher nun nicht nur gedruckt, sondern auch digital und vorgelesen bei sich zu wissen.
Versuchen Sie es doch auch mal mit einem Hörbuch! Viele Anbieter kann man kostenlos testen! So bietet zum Beispiel https://www.audible.de/ immer wieder einen Testzeitraum (meist 30 Tage) an. Übrigens so ein Hörbuch Abo ist auch eine tolle Geschenkidee!